Aufnahme - Dr. Christian Pinter - Fototipps

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Aufnahmetechnik
Um eine möglichst hohe Genauigkeit bei der späteren Auswertung zu erzielen, wird man auf eine hohe Brennweite wert legen. Auch möglichst kleine Pixel im Kamerasensor steigern die erzielbare Auflösung.
Kurzbelichtete, verrauschte, aufgehellte JPGs reichen oft schon
Hier ist vieles einfacher als bei der Deep Sky Fotografie.

  • Man kann sich auch schon mit einer einzigen, gut belichteten Aufnahme begnügen.

  • Darkframes, Bias-Aufnahmen und Flatframes braucht man nicht unbedingt - außer, die Objekte ertrinken sonst im Rauschen.

  • Die eher kurze Belichtungszeit hält die Anforderung an die Nachführgenauigkeit in Grenzen. Lange Belichtungen führen sowieso zu übergroßen Sternscheibchen, die sich denkbar schlecht vermessen lassen ("Wo ist hier die Mitte?"). Wichtig ist aber, wirklich runde Sternabbildungen zustande zu bringen. Daher: Spiegelvorauslösung verwenden!

  • Lichtverschmutzung und Mondlicht stören hier ausnahmsweise einmal nicht, solange das Zielobjekt und genügend Anhaltssterne zu erkennen sind.

  • Sogar während der nautischen Dämmerung lässt sich astrometrieren. Das ist speziell im Sommer wichtig, wenn die astronomische Nacht extrem kurz ist.

  • Hohe ISO-Werte sind hier trotz des starken Rauschens kaum ein Problem.

  • Überdies reichen hier Aufnahmen im verbreiteten jpg-Format aus, sofern man nicht ein Spitzenprogramm wie Astrometrica zur Auswertung verwenden möchte.
Eine Belichtungsreihe
Eine gute Strategie ist es, gleiche eine ganze Reihe zu schießen, z.B. mit 1, 2, 4, 8 und 16 Sekunden Belichtungszeit (Zeiten für ISO 1600).
Bei der Software APT lassen sich solche Reihen programmieren und somit immer wieder abrufen. Anschließend sucht man jene Fotos heraus, die genug Vergleichssterne und dennoch möglichst kleine Sternscheibchen zeigen.

In speziellen Fällen - etwa bei Doppelsternen - kann man auch mit jeweils zwei unterschiedlich belichteten Fotos astrometrieren.
Doch nicht so einfach?
Manchmal reicht eine einzige Aufnahme leider nicht, um genug Anhaltssterne aufs Foto zu bekommen. Dann muss man in "Deep Sky Manier" arbeiten und Summenbilder erstellen.
So ist es etwa im Umfeld des Sterns Arcturus im Bootes. Er besitzt eine besonders rasche Eigenbewegung und ist dadurch astrometrisch besonders interessant.

Seine vergleichsweise große Helligkeit erschwert allerdings ein sicheres Ausmessen.
Astrometrie in 3 Sekunden?
Wer keine gute Teleskopnachführung besitzt, wird sich freuen: Für astrometrisch brauchbare Aufnahmen genügt oft schon eine Belichtungszeit von etwa 3 Sekunden - wenn man hohe ISO-Werte einstellt. Meine einst beruflich genutzte EOS 550D lässt sich ohne Manipulation der Firmware z.B. auf 12.800 hochjagen (die EOS 1000D schafft maximal ISO 1600).

Hübsche Bilder kann man wegen des enormen Rauschens so nicht machen, aber für die Astrometrie reicht es allemal. Es müssen sich nur genug Sterne vom Rauschen abheben, damit die Auswertesoftware die Bildkoordinaten berechnen kann. Mit dem 8 Zoll SC und ISO 12.800 halte ich in der nautischen Dämmerung bereits nach 2 Sekunden Sterne der 12. Größe fest!
Nicht allzu kurz belichten
Auf den ersten Blick ist man geneigt, möglichst kurz zu belichten - um die Luftunruhe "einzufrieren". Doch das Astrometrie-Ergebnis mag bei z.B. 0,1 oder 0,5 Sekunden Belichtungszeit schlechter sein, als bei 3 oder 5 Sekunden.

Aufgrund der Luftunruhe tanzt der Stern nämlich im Bogensekundenbereich um seine mittlere Position herum. Sehr kurz belichtete Aufnahmen halten ihn daher mit einiger Wahrscheinlichkeit abseits seiner mittleren Position fest.

Belichtet man etwas länger, gleichen sich die zufallsbedingten Abweichungen statistisch aus. Daher können länger belichtete Fotos genauere Resultate liefern als allzu kurz belichtete.
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