Fokussieren über ASCOM

Mein im "Eigenbau" angefertigter digital-analog-Wandler hat mir stets gute Dienste erwiesen. Er erlaubt das Fokussieren meiner beiden Fokussiermotore vom Notebook aus. Einziger Nachteil: Er ist nicht ASCOM-fähig.
Ich wollte meinen Fokus in Hinkunft mittels APT (Astro Photography Tool) fein einstellen. Weil meine Motore analog funktionieren, musste anstatt meines "Eigenbaus" daher ein ASCOM-fähiges Gerät zwischen dem Fokussiermotor und dem Notebook Übersetzungsarbeit leisten. Wer sich mit dem Arduino auskennt, wird sich so etwas vermutlich leicht selbst basteln können (die Anleitungen im Web beziehen sich meist auf Stepper-Motoren).
Kommerziell erhältliche Geräte dieser Art findet man, wenn man z.B. "Focus USB ASCOM" in eine Suchmaschine eingibt. Manche kommen gleich mit Motor daher. Dann sind sie noch teurer.

Zum Glück gelang es mir im März 2017, einen gebrauchten FCUSB2 der Firma Shoestring von einem deutschen Hobbyastronomen zu bekommen.
FCUSB - nüchterner hätte man dieses Gerät kaum taufen können. Das "FC" steht offenbar für "Focus", das "USB" natürlich für die Schnittstelle.
Aus dieser bezog das Ding auch seinen Strom; eine eigene Batterie war nicht nötig. Weil die Nennspannung laut USB-Spezifikation nur 5 Volt beträgt, reichte der FCUSB auch nicht mehr zum Motor weiter. Wer Motore mit höherer Betriebsspannung am Teleskop hatte, musste sich also auf entsprechend langsamen Lauf gefasst machen.

Mein geliebter Meade Zero Shift Microfocusser - den man übrigens auch an anderen SCs mit SC-Gewinde verwenden kann - wird bei 5V schon ein wenig träge.
Die Pulsweitenmodulation des FCUSB2 sorgt für ein hohes Drehmoment bei geringem Tempo. Sie ist hier nur in Grenzen einsetzbar.

Ähnlich ist das bei meinem alten JMI-Motor, den ich am LX90 nur selten verwende. Aber immerhin: Beide Motore drehen sich und lassen sich nun via ASCOM steuern: Sowohl mit dem beim FCUSB2 mitgelieferten Programm FocusPal2, als auch z.B. mit APT.

Ich baute einen "Spannungswandler", der 5 in 9 V umsetzt. Dazu wird das Signal über zwei Dioden - je nach seiner Polung - dem einen oder anderen 5 V-Umschalter-Relais zugeführt. Um den Spannungsabfall zu reduzieren, schalte ich immer zwei Dioden parallel.

Die Relais leiteten den Strom einer 9 V-Batterie in der einen oder anderen Polung zum Motor. Die Pulsweitenmodulation ging verloren, aber die Motore drehten deutlich rascher.
Ein- und Ausgang mussten verwechslungs-sicher sein, damit der Batteriestrom nicht versehentlich in den FCUSB fließen konnte! Daher war der Eingang mit einem Stecker, der Ausgang mit einer Buchse ausgeführt (3,5 mm).
Der Stecker mündete dann direkt in den FCUSB. Parallel zu jeder Relaisspule lag übrigens noch eine Diode in Sperrichtung - zum Schutz vor der beim Abschalten entstehenden Selbstinduktionsspannung. Die könnte, wie ich annehme, den FCUSB zerstören.

In der Software FocusPal2 konnte nun zwar nicht mehr die Geschwindigkeit des Motors eingestellt werden, wohl aber die jeweilige Dauer der Drehung (Puls Time) - von etwa einer Zehntel- bis hin zu einer ganzen Sekunde.
Die summierte Dauer dieser Aktivität (Motor Time Accumulator) diente als ungefährer Indikator, um zu einer zuvor bewährten Position zurück zu kehren.
Leider quittierte der FCUSB nach sieben Jahren Einsatz seinen Dienst. Auf meine Frage, an welchem Bauteil dies vermutlich liegen könnte, erhielt ich vom Hersteller keine Antwort. Seither steuere ich meinen Fokusmotor per Funk.
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