DSLR - Vorteile, Nachteile - Dr. Christian Pinter - Fototipps

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DSLR: Vor- und Nachteile der Alleskönner


Digitale Spiegelreflexkameras (DSLRs) sind autark wie eine Festung.
Sie bringen neben Sensor und Auslese-Elektronik alles mit:

  • ein Display zum Scharfstellen und zum Überprüfen der Belichtungszeit
  • ein eingebautes Speichermedium in Form der auswechselbaren Cards
  • eine eigene Stromversorgung in Gestalt von Akkus
  • mitunter auch integrierte oder per Fremdfirmware nachrüstbare Aufnahmetimer

Hingegen bleiben spezielle Astrokameras, seien es nun Planetenkameras oder Deep-Sky-Cams, ohne zusätzliche Gerätschaft völlig funktionslos.
Das einzige, was die DSLR unbedingt an Zubehör benötigt, sind Objektive. Also Optiken, welche die Welt auf den Sensor projizieren.

Das Teleskop kann als derartiges, besonders leistungsstarkes Objektiv dienen. In diesem Fall entfällt das sonst unentbehrliche Kamerastativ.
Weitere Vorteile der DSLRs:

  • sie taugen auch für die Alltagsfotografie
  • sie sind, anders als Astro-Cams, oft schon vorhanden und kosten somit nicht extra
  • ihre Bedienung ist vergleichsweise einfach und oft schon vertraut
  • dank der einst weiten Verbreitung sind sie sehr günstig aus zweiter Hand zu bekommen
  • in puncto Mobilität ist die Kombi aus DSLR, Objektiv und Stativ kaum zu übertreffen
Natürlich besitzen DSLRs auch Nachteile, speziell in der Astronomie:

  • sie sind für die Fotografie am hellen Tag ausgelegt und daher wenig lichtempfindlich
  • speziell im Roten bleiben unmodifizierte DSLRs weniger sensitiv
  • im Infrarot geht gar nichts
  • die eingebaute Elektronik erwärmt die DSLR und erhöht das Bildrauschen
  • eine Kühlung von DSLRs im Betrieb ist praktisch unmöglich  
  • der Akku verliert bei Langzeitbelichtungen an Kapazität und quittiert dann den Dienst
  • das kleine Display ist zum exakten Fokussieren nicht ideal
  • viele Kalibrierungsaufnahmen sorgen leicht für Chaos auf der Speichercard
  • komplexe Belichtungspläne sind damit kaum zu bewerkstelligen
  • die Geräte besitzen bewegliche Teile und sind daher störungsanfälliger
Ein Teil dieser Nachteile lässt sich mildern:

  • Langzeitbelichtungen sorgen für höhere Sensitivität
  • das Stacking vieler Fotos mildert das Rauschen, ebenso Kalibrierungssaufnahmen
  • die optionale Astromodifizierung erhöht die Empfindlichkeit im roten Bereich
  • die optionale Vollspektrummodifizierung soll auch die IR-Fotografie erschließen
  • die Schärfe lässt sich am Monitor eines angeschlossenen Rechners checken
  • dieser angeschlossene Rechner kann auch komplexe Belichtungspläne steuern
  • der Rechner sortiert die Aufnahmen und speichert sie auf Festplatte
  • ein angesetzter Batteriegriff mit zwei Akkus verlängert die Betriebszeit
  • eine externe Stromversorgung mit Akku-Dummy verhindert Energiekrisen
Andere Nachteile von DSLRs bleiben bestehen:

  • ihre Sensoren sind weniger empfindlich als die spezieller, moderner Deep Sky Cams
  • die fehlende Kühlung lässt DSLRs mehr rauschen als Deep Sky Cams
  • die tendenziell größeren Pixel erreichen nicht die Auflösung spezieller Planetenkameras
  • SW-Versionen, wie in der Astronomie teils bevorzugt, gibt es handelsüblich nicht
  • das Spiegelgeklappere nervt und führt zu mechanischem Verschleiß
  • die Lebenserwartung wird aus obigem Grund mit 100.000 Auslösungen angegeben
Die Nützlichkeit von DSLRs hängt vom Objekt ab


Planeten

Hier sind DSLRs keine gute Wahl. Sie zeigen die Planeten grob so, wie diese visuell im Okular desselben Teleskops erscheinen, auf Wunsch aber mit höherem Kontrast (siehe Foto unten). Wer mehr Details herausarbeiten möchte, greift zu dedizierten Planetenkameras mit höherer Auflösung. Die brauchen aber unbedingt einen angeschlossenen Rechner. In jedem Fall bedarf es intensiver Nachbearbeitung.
Mond

Für Übersichtsaufnahmen eignen sich DSLRs sehr gut. Für Detailstudien einzelner Krater zieht man jedoch die oben erwähnten Planetenkameras vor.
Weit ausgedehnte, nicht allzu lichtschwache Himmelsobjekte

Für Porträts von Milchstraße, Sternbildern, Polarlicht, Meteoren oder planetaren Konjunktionen eignen sich DSLRs perfekt. Hier genügt es oft schon, sie ohne Teleskop aufs Stativ bzw. eine Nachführplattform zu setzen oder huckepack auf einem nachgeführten Teleskop reiten zu lassen. Die Nachbearbeitung hält sich meist in Grenzen.
Kleine lichtschwache Himmelsobjekte

Um Offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen, Planetarische Nebel, Gasnebel oder Galaxien (also Deep Sky Objekte) festzuhalten, rückt man die Cam in den Fokus des Teleskops. Hier liefern vor allem astromodifizierte DSLRs prächtige Aufnahmen. Sie werden aber von dedizierten Deep Sky Cams mit aktiver Kühlung überflügelt und landen nur auf Platz zwei. Eine langwierige Bildbearbeitung ist in jedem Fall nötig.
Die Zukunft der DSLR ist die DSLM

Spiegelreflexkameras haben ihre beste Zeit hinter sich. In der Astronomie kommt man jedenfalls fast immer mit dem Kameradisplay aus; am besten schwenk- und drehbar montiert: Der optische Sucher mit seinem mechanischen Spiegelsystem ist entbehrlich. Er stört eher durch Geklapper und etwaige Abriebteilchen am Sensor.

Fraglos gehört die Zukunft spiegellosen Systemkameras (DSLMs) - sofern diese lichtempfindlich und rauscharm sind. Die Option, unterschiedliche Objektive zu verwenden, existiert auch dort.

Warum ich nicht auf solche Cams eingehe? Mir fehlt die Erfahrung damit.


Alle Angaben ohne Gewähr
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