Objektive für die CMOS-Cams
Am Teleskop eingesetzt, eignet sich die Zwo Asi 678MC sehr gut für Mond- und Planetenfotos. Da ihr Sensor recht empfindlich ist (man setzt ihn auch im Dwarf 3 ein), mag man sie zusätzlich für die viel länger belichteten Deep Sky Aufnahmen nützen wollen. Allerdings fehlt ihr eine aktive Kühlung, und die feinen Pixel (2 Mikrometer) fordern die Genauigkeit der Teleskopnachführung außerordentlich heraus.
Vorteilhafter scheint es daher, die Cam mit lichtstarken Objektiven kürzerer Brennweite zu verbinden - und diese Kombination dann huckepack am nachgeführten Teleskop reiten zu lassen. Das klappt tatsächlich, wenngleich oft noch ein spezieller Adapter angeschafft und Probleme beim Fokussieren umschifft werden müssen.
Meine Asi-Cam besitzt einen T2-Anschluss. Wie ich vermute, gilt dies für alle astronomischen Kameras von Zwo und für die meisten CMOS-Cams anderer Hersteller. In der Videotechnik ist hingegen der kleinere C-Mount Anschluss verbreitet. Billige bzw. ältere Cams kann man bloß wie ein Okular in den Teleskopauszug stecken: Sie lassen sich nicht an Fotoobjektiven betreiben.
Objektive mit T2-Anschluss
Neben meinen Teleskopen besitze ich noch zwei alte Objektive: Ein Rubinar 500 mm / 5.6 Maksutov, das ich aus zwei defekten Geräten des selben Typs zusammengeschraubt habe; und ein Vivitar 300 mm / 5.6 Linsentele, das mir mein Vater Mitte der Siebzigerjahren kaufte. Beide besitzen einen T2-Anschluss.
T2 besitzt den selben Durchmesser wie das früher sehr gebräuchliche M42-Gewinde - aber eine feinere Gewindesteigung. 1962 in Japan eingeführt, entwickelte sich T2 zum beliebten Standard in der Astronomie. Wer ein etwas teureres Teleskop besitzt, kennt diesen Anschluss.
Damit man in den Fokus kommt, muss noch eine kurze T2-Hülse zwischen Teleobjektiv und Cam.
Man kann sogar einen Telecompressor einschalten. Er senkt die Brennweite bei mir um etwa ein Viertel.
Über einen einlegbaren Ring mit innenliegendem Filtergewinde ist sogar der Filtereinsatz möglich. Die Verwendung eines UV/IR-Sperrfilters macht bei IR-empfindlichen Kameras im Zusammenspiel mit Linsenobjektiven Sinn. Sperrt man das IR nicht aus, treten unfokussierte Halos rund um helle Sterne auf.
Die Äquivalentbrennweiten weichen allerdings stark von den am Objektiv genannten Brennweiten ab. Das liegt am hohen Crop-Faktor der kleinen Bildsensoren.
Dieser Crop-Faktor berechnet sich, indem man die Bilddiagonale des Kleinbilds durch jene des CMOS-Sensors dividiert. Die Diagonale beim Kleinbild misst 43,3 mm (Wurzel aus 36² mm + 24² mm).
Die Diagonale des Asi 678MC ist 8,8 mm klein. Daraus resultiert ein Crop-Faktor von 4,9. Zum Vergleich: Bei Canon EOS-DSLRs mit APS-C Sensor beträgt er 1,6.
Schraubt man die Asi an ein 8 mm Ultraweitwinkelobjektiv, landet man bei einer Äquivalentbrennweite von 39 mm. Wirkliche Weitwinkelaufnahmen sind so also nicht zu machen. Ein Normalobjektiv (50 mm) wirkt mit der Asi 678MC wie ein Tele von 245 mm Brennweite. Die beiden oben gezeigten Objektive (300 und 500 mm) ähneln Superteles mit 1.470 bzw. 2.450 mm Folkallänge.
Objektive mit EOS-Bajonett
Die oben genannten Objektive (Rubinar 500 mm, Vivitar 300 mm) besitzen einen eigenen Stativanschluss. Das ist überaus praktisch. Wie aber befestigt man Optiken, die sich nicht direkt aufs Fotostativ schrauben lassen?
Omegon bietet einen Objektivadapter an, der Objektive mit Canon-Bajonett ebenfalls tauglich für CMOS-Cams mit T2-Gewinde macht.
In dessen Fuß wurde ein Fotogewinde fürs Stativ geschnitten. Dieser Fuß kann in zwei unterschiedlichen Winkelstellungen montiert werden. Im Web stößt man auch auf eine billigere Variante ohne das erwähnte Fotogewinde; bitte nicht verwechseln!
Die Objektive werden in die Bajonettfassung eingesetzt und müssen unbedingt mit dem am Adapter befindlichen Konterring fixiert werden. Ansonsten fielen sie allzu leicht wieder heraus.
Ein 1,25 Zoll Filter lässt sich ebenfalls in den Adapter einschrauben, von vorne oder von hinten. Bei meinen Versuchen war dies stets der Baader UV/IR-Sperrfilter CMOS optimized.
Schließlich sind die Linsenobjektive nicht auf IR korrigiert, während die Asi Cam auch in diesem Spektralbereich empfindlich ist.
Um korrekt zu fokussieren, muss ich bei meinem Setup (immer mit dem erwähnten Sperrfilter) einen Abstand von 13 mm zwischen Omegon-Adapter und Asi-Cam einhalten. Das lässt sich durch die Kombination zweier schmaler T2-Hülsen realisieren, die von anderen Projekten übrig blieben.
Bei diesem Abstand kann ich letztlich mit verschiedenen Canon EOS EF-Objektiven scharf stellen, von 135 mm bis 9 mm Fixbrennweiten. Gleiches schaffe ich mit Zoom-Objektiven mit Extrembrennweiten von 11 bis 300 mm. Zu diesen Zooms zählt ein Canon EFS-Objektiv: Bei EFS-Optiken liegt die letzte Linse näher an der Kamera als bei EF-Objektiven: Deshalb muss ich den genannten Filter hier kameraseitig in den Adapter schrauben.
Auf den Einsatz des oben erwähnten Telekompressors hat man leider zu verzichten. Mit seinen 20 mm findet er keinen Platz zwischen Adapter und Kamera.
Das Foto links zeigt die Asi 678MC mit Omegon Adapter und dem Objektiv Tokina 11-16 mm (Canon-Bajonett), montiert am Fotostativ. Äquivalentbrennweite: 54-78 mm
Wie fokussiert man mit Cams ohne Display?
Wer zum ersten Mal eine astronomische Kamera in Händen hält, wird vielleicht staunen: Hier finden sich keine Schalter oder Regler und erst recht kein Display am Gehäuse. Wie soll man da überhaupt scharf stellen? Mir sind vier Strategien bekannt:
Händisch und mit Notebook nahe der Kamera
Speichert man die CMOS-Fotos sowieso auf einem Notebook, geht es ganz einfach. Man stellt das Notebook zum Teleskop und prüft dessen Monitorbild, während man händisch am Objektiv scharf stellt. Ändern sich Höhenwinkel oder Temperatur, wird man nachfokussieren müssen. Eine Bahtinovmaske erleichtert das Fokussieren.
Händisch und mit PC im Zimmer
Ein richtiger PC steht selten direkt am Fernrohr, das die Kombination aus Objektiv und CMOS-Cam huckepack trägt. Man dreht also immer nur ein winziges Stück am Fokusring und läuft dann 'rein zum PC-Monitor. Eine Bahtinovmaske hilft sehr: Sie zeichnet drei Strahlen um helle Sterne. Zieht der mittlere zu weit nach oben, muss man in der einen Richtung am Objektiv drehen, wandert er zu weit hinunter, in der anderen. Ich habe dieses "sportliche" Verfahren früher oft angewandt.
Händisch, mit PC im Zimmer und mit Smartphone nahe der Kamera
Bequemer ist es, das PC-Monitorbild aufs Smartphone zu spiegeln. Dessen Display behält man im Auge, während man sehr langsam am Objektiv scharfstellt. Ich setze fürs Spiegeln ApowerMirror ein: Dieses flink gestartete Programm existiert für PC und Android-Phone. Es zeigt den Monitor bzw. das Display des jeweils anderen Geräts, falls beide im selben WLAN hängen. Die kostenlose Version läuft 10 Minuten lang, dann muss man sie neu starten. Zum Fokussieren reicht das.
Ferngesteuert von Zimmer aus
Nicht wenige Amateure stecken die Kombination Objektiv - Adapter - CMOS-Cam in Rohrschellen. An manche dieser Rohrschellen lässt sich ein Schrittmotor samt Getriebe montieren. Das letzte Getrieberad setzt einen geriffelten Treibriemen in Gang, der sich um den Fokusring spannt. Der Motor wird via ASCOM vom PC aus gesteuert: Manche Programme bieten eine Autofokus-Funktion an.
Der Hantelnebel M27 - Asi 678MC am Tele 135/2.8, Filter Optolong Pro und IR-Cut
Rückschau: Mit den NexImage-Cams war es komplizierter
Früher verwendete ich die beiden Cams NexImage 5 und 10. Sie wurden über einen abschraubbaren Steckadapter 1,25 Zoll ans Teleskop angeschlossen, besaßen aber auch einen C-Mount-Anschluss.
Aufgrund der geringen Sensorgröße lieferten sie dort zwar ein sehr kleines Bildfeld ab - zur Planetenfotografie reichte es aber.
Wollte ich den ganzen Mond auf einmal filmen, war das Bildfeld der NexImage Cams an meinen Teleskopen zu eng. Da hätte ich die Brennweite wohl auf unter 500 mm reduzieren müssen. Um größere Felder einzufangen, boten sich daher die Fotoobjektive als Fernrohrersatz an.
Praktischerweise gab es (ab ca. 25 Euro) Adapter von C-Mount auf Canon-Bajonett. Sie stellten eine stabile Verbindung zwischen Cams und DSLR-Objektiven her.
Doch damit war es nicht getan. Probleme tauchten auf.
Ärger gab es zunächst im Weitwinkelbereich: Bei den drei Zoom-Objektiven gelang das Scharfstellen auf Himmelsobjekte mit den jeweils längeren, nicht aber mit den jeweils kürzeren Brennweiten.
Auch bei der Festbrennweite des Canon 28 mm haperte es, ebenso beim Walimex-Fischauge 8 mm. Abhilfe schafften in meinem Fall ein C-Mount-Zwischenring 5 mm mit Innen- und Außengewinde sowie ein gewindeloser Zwischenring (mit 2,5 mm oder etwas mehr Innendurchmesser) und exakt 1 mm Dicke: Der diente als Abstandhalter zwischen den C-Gewinden. Der Millimeter war kritisch.
Die allermeisten Fotoobjektive besitzen allerdings kein Stativgewinde, was die Befestigung und korrekte Ausrichtung der Kombination NexImage - Objektiv erschwerte. Einen C-Mount Adapter mit Stativanschluss gab es meines Wissens nicht.
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