Fernsteuerung mit Notebook - Dr. Christian Pinter - Fototipps

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Fernsteuerung mit Notebook beim Teleskop
Anmerkung:
Bevor ich das wesentlich komfortablere "Out of the Box" entwickelt habe, mühte ich mich mit dem Notebook am Balkon ab und versuchte, dieses auf verschiedenen Wegen fernzusteuernn. Der folgende Text spiegelt diese Zeit wider.


Im Sommerhalbjahr harre ich bei der zeitaufwendigen Deep-Sky-Fotografie sowie beim Fotografieren von Planeten oder von Kratern auf dem Mond direkt neben dem Teleskop aus. Das wird dann gewissermaßen zu einer meditativen Übung. Im Winter steuere ich Teleskop und Kamera aber lieber vom warmen Zimmer aus. Ich setze dann verschiedene Verfahren ein, um meine Gerätschaft fernzusteuern.

In meinem Fall werden das Teleskop, eine von zwei Kameras, der Fokusmotor und die Cam am Leitrohr aus der Distanz kontrolliert. Einige Zusatzgeräte wie der Aufnahmezähler und das Regenalarmgerät funken unabhängig von den anderen. Ich stelle hier zunächst die Komponenten vor.
Das Teleskop
Das Kernstück meiner Balkonsternwarte bildet ein achtzölliges Spiegelteleskop vom Typ Schmidt-Cassegrain auf einer computergesteuerten altazimutalen bzw. parallaktischen Montierung. Ich benutze das LX 90 von Meade, muss es allerdings stets neu aufstellen.

Zur Not genügt die Ausrichtung an einem einzigen Objekt, das gleichzeitig auch das Beobachtungsobjekt selbst sein darf.
Bei der Deep-Sky-Fotografie sollte man aber mehr Zeit in die korrekte Aufstellung investieren und eventuellen auch den PEC (periodischer Nachführfehler) korrigieren.

Letzteres dauert beim LX 90 knapp 9 Minuten, bedingt den Einsatz eines Fadenkreuzokulars und hat leider bei jeder Inbetriebnahme neu zu erfolgen.
Zur Fernsteuerung wird ein spezielles, zweites Kabel in die Handsteuerbox gesteckt. Die Autostar-Handsteuerung bleibt dabei voll funktionsfähig.
Dieses Kabel mündet in einen seriell/USB-Adapter (ähnlich diesem). Auf der anderen Seite steht ein USB-Anschluss zur Verfügung.
Manche Programme wie die Meade-Autostar-Suite oder Guide 8 können nun das Fernrohr steuern.

Über die ASCOM-Schnittstelle kann weitere Software zugreifen.
Die Kameras
Zur Deep-Sky-Fotografie setze ich eine Canon EOS 1000D ein. Bei der Fotografie von Planeten hingegen die NexImage5 von Celestron.

Krater auf dem Mond lassen sich, je nach gewünschter Auflösung, mit beiden Kameras festhalten. Sie sind über USB ansprechbar.
Diese Kamera lässt sich mit der mitgelieferten Software EOS Utility ansteuern. Über die ASCOM-Platform geht das auch mit anderen Programmen wie z.B. APT.
Die NexImage5 betreibe ich mit der Software ICap oder dem mächtigeren FireCapture. Auch sie sendet ihre Bilder via USB an den Computer.

Dank der kleinen Pixel erzielt die NexImage5 eine sehr hohe Auflösung.
Fokusmotor
Ich stelle mit dem zugekauften Meade Zero Image Shift Microfocusser scharf.

Ein wirklich feines Gerät! Der Motor arbeitet analog, die Richtungsumkehr erfolgt durch Umpolen der Betriebsspannung.
Um ihn vom Notebook aus zu kontrollieren, braucht man einen analog/digital-Wandler. Ich habe mir selbst einen aus einem billigen Gadget gebaut. Das Fokussieren ist jederzeit mit den Pfeiltasten der Tastatur möglich. Außerdem stehen für den Motor 9 Volt Spannung zur Verfügung.
Alternativ setze ich den FCUSB2 ein. Da er ASCOM-fähig ist, wird die Palette an Steuerprogrammen vergrößert. Neben FocusPal lässt sich auch APT nutzen.
Cam am Sucher
Das Objekt wird gleichzeitig von einer zweiten Optik eingefangen. Ich verwende einen Sucher mit 50 mm Öffnung und 200 mm Brennweite (hier mit 3-fach Barlow).
Daran hängt eine Philips SPC900 Webcam.

Das von ihr gelieferte USB-Signal soll von einer passenden Software wie PHD2 verwendet werden, um Steuersignale an die Teleskopmontierung zu senden.
Bei längeren Belichtungszeiten, wie sie in der Deep-Sky-Fotografie meist üblich sind, lassen sich auf diese Weise - so die Hoffnung - automatisch Nachführfehler korrigieren. Bislang klappt das allerdings nicht.
Das Zusammenspiel
Alle Signale mittels eines einzigen USB 2.0-Hubs zusammen zu mischen, hat sich leider nicht bewährt. Um stabilere Verbindungen zu erhalten, kommt die Teleskopsteuerung direkt ans Notebook, erbenso die Kamera.

Der Focusser und die Sucher-Cam laufen gemeinsam über einen Hub. Ich nutze alle drei USB-Ports meines Notebooks.
Es arbeitet noch mit Win XP (32). Darauf sind alle Programme installiert, die zum Betrieb der verschiedenen Kameras, des Teleskops und des Fokusmotors benötigt werden.
Fernsteuerung mit Notebook, WLAN und Screen-Sharing am PC

Um mir den Monitor des Notebooks auf den großen PC im Zimmer zu holen, starte ich auf beiden Rechnern die Software AnyDesk (der TeamViewer scheint mir ein schlechteres Bild zu liefern). Prinzipiell könnte man Teleskop und Kameras nun von jedem Platz der Welt aus steuern. Das würde freilich längere Latenzzeiten bedingen.
Daher verzichte ich hier auf die Nutzung des Internets und begnüge mich mit dem lokalen WLAN-Modus. Bei AnyDesk gibt man dazu am PC die lokale Netzwerkadresse des Notebooks ein. Beim TeamViewer aktiviert man den LAN-Modus am Notebook.
Was ganz praktisch ist: Man kann auf Wunsch auch den Ton mitübertragen. So erhalte ich eine (abschaltbare) akkustische Rückkopplung. Ich höre das Klicken des Kameraverschlusses sowie die Bewegung des Teleskops und des Fokusmotors. Im folgenden sieht man den schematischen Aufbau der Fernsteuerung.
Fernsteuerung mit Notebook, Sichtkontakt und BlueTooth
Will ich auf die Fernübertragung verzichten, bietet sich der Sichtkontakt als Alternative an. In diesem Fall rücke ich das Notebook einfach sehr nahe an die Balkontüre heran.


Ich sitze auf der anderen Seite im Zimmer, betrachte den Monitor und das Notebook mit der BlueTooth-Maus. Sind Zahlen- oder Buchstabeneingaben nötig, blende ich die Bildschirmtastatur FreeVK ein.
Wird der Fokusmotor über mein umgebautes Gadget kontrolliert, stelle ich mit dem BlueTooth-Presenter scharf: Er steuert dann die Pfeiltasten auf der Notebook-Tastatur.
Noch komfortabler ist die Bedienung des Notebooks mit einer BlueTooth-Tastatur, die über eine Hintergrundbeleuchtung verfügt. Ich verwende ein Modell von iPazzPort. Die Tasten strahlen wahlweise in Grün, Blau oder Rot.

Für den städtischen Balkon ist die Beleuchtungsstärke für mich tolerierbar. Unter wirklich dunklem Himmel würde die Tastatur allerdings viel zu hell strahlen!

Hier der schematische Plan (noch vor Verwendung der BlueTooth-Tastatur):

Etwaiger Nachbau und Betrieb erfolgen auf eigene Gefahr. Jegliche Haftung für Schäden wird ausgeschlossen.
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