Kleinplaneten - Dr. Christian Pinter - Fototipps

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Kleinplaneten
Die Kleinplanetenforschung war von Anfang an auf die Astrometrie angewiesen: Musste man doch möglichst rasch nach der Entdeckung den Orbit des Objekts bestimmen. Ansonsten hätte man es rasch wieder aus dem Blick verloren und nicht mehr wieder gefunden - oder das selbe Objekt versehentlich mehrmals "entdeckt" und mit unterschiedlichen Namen versehen.

90 Jahre lang setzte man bloß auf die visuelle Astrometrie, also auf Positionsmessungen mit dem Auge am Teleskop. 1891 gelang die erste fotografische Entdeckung eines Kleinplaneten. Damit konnte man nun auch Fotoplatten astrometrisch auswerten.

Heute arbeiten auch Amateure in diesem Feld, wobei sie Fotoplatten und Filme natürlich längst gegen digitale Sensoren getauscht haben. Sie helfen, die Bahnelemente schon entdeckter Kleinplaneten zu verbessern und entdecken mitunter sogar selbst bislang unbekannte Asteroiden.


Kleinplaneten auffinden

Meine Beobachtungstipps halten umfassende Informationen über Asteroide bereit. Dort erfahren Sie unter anderem, wie Sie einen gewünschten Kleinplaneten am Himmel auffinden.


Positionsbestimmung mit der Kamera

Kleinplaneten bewegen sich recht rasch zwischen den Fixsternen weiter. Fertigt man möglichst genaue Positionsbestimmungen an, muss daher unbedingt auch der Zeitpunkt der Aufnahme auf wenige Sekunden genau erfasst werden.

Eigene Positionsbestimmungen an Kleinplaneten lassen sich mit dem Minor Planet & Comet Ephemeris Service prüfen. Dieser online-Ephemeridengenerator (Kurzanleitung hier) wird vom Minor Planet Center (MPC) der IAU betrieben. Am besten, man lässt sich eine Ephemeride im Minutenintervall ausgeben und sucht sich dann die entsprechende Zeile heraus.

Hier nochmals das schon an anderer Stelle genannte Beispiel:

Astrometriert wird der Kleinplanet Julia aus einem einzigen jpg-Foto, geschossen mit 2.000 mm Brennweite am 7.2.2019, 01:09:00 MEZ. Hier die Ergebnisse mit dem All Sky Plate Solver (ASPS) und mit PlateSolve (PS). Zum Vergleich die errechneten Daten (MPC):

ASPS RA 8 44 23,57   DE +17 58 28,08
PS   RA 8 44 23,62   DE +17 58 28,5
MPC  RA 8 44 23,5    DE +17 58 28
Raumbahn aus mindestens drei Messungen
Um die Bahnelemente eines Kleinplaneten im Raum zu bestimmen, braucht man in der Regel drei Positionsmessungen zu unterschiedlichen Terminen. Liegen mehr als drei Koordinatenmessungen vor, lässt sich das Ergebnis noch verbessern.

In diesem Beispiel habe ich die Koordinaten der Vesta mit dem All Sky Plate Solver an drei Terminen ermittelt (Zeiten UTC; J2000):
2024.01.04   23:36:15   05:41:33,44   +21:09:28,6   
2024.01.27   21:57:53   05:25:00,95   +22:07:16,6   
2024.02.05   23:27:02   05:22:52,14   +22:30:05,6   

Die Verarbeitung mit dem Programm MPO2017 bzw. dem ORB_DET von HNSKY sollte nun die Bahnelemente liefern:
 Berechnet     Berechnet      Offiziel
 mit MPO       mit ORB_DET    laut MPC          
Mean Anom:    203,89158                   
Arg. Per:     153,73684     158,19        151.67930
Asc. Node:    103,68154     103,6649      103.70848
Orb. Inc:       7,15990       7,1702        7.14364
Orb. Ecc:       0,090441      0,091324      0.0898160
Per. Dist.      2,137810                    2.1490629     
SM Axis:        2,35920       2,433351      2.36113
Im Jänner und Februar 2024 habe ich außerdem noch drei Örter der Astraea astrometrisch ermittelt. Hier der resultierende Orbit:
 Berechnet      Berechnet     Offiziell
                                  mit MPO        mit ORB_DET   laut MPC
Mean Anom:    337,86531
Arg. Per:     359.1261       359,13912     359.13666
Asc. Node:    141.4879       141,48668     141.46909
Orb. Inc:       5.3559         5,35616       5.35867
Orb. Ecc:       0.186190       0,186082      0.1874390
Per. Dist.      2.093578                     2.0938769
SM Axis:        2.572564       2,57227       2.5768860
Astrometrica
Die Software Astrometrica der Oberösterreichers Herbert Raab wird weltweit von vielen Amateuren zur Astrometrie von Kleinplaneten eingesetzt. Es ist für solche Zwecke wohl die allererste Wahl. Auch Kleinplaneten-Entdecker arbeiten damit.


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