Kleinplaneten
Die Kleinplanetenforschung war von Anfang an auf die Astrometrie angewiesen: Musste man doch möglichst rasch nach der Entdeckung den Orbit des Objekts bestimmen. Ansonsten hätte man es rasch wieder aus dem Blick verloren und nicht mehr wieder gefunden - oder das selbe Objekt versehentlich mehrmals "entdeckt" und mit unterschiedlichen Namen versehen.
90 Jahre lang setzte man bloß auf die visuelle Astrometrie, also auf Positionsmessungen mit dem Auge am Teleskop. 1891 gelang die erste fotografische Entdeckung eines Kleinplaneten. Damit konnte man nun auch Fotoplatten astrometrisch auswerten.
Heute arbeiten auch Amateure in diesem Feld, wobei sie Fotoplatten und Filme natürlich längst gegen digitale Sensoren getauscht haben. Sie helfen, die Bahnelemente schon entdeckter Kleinplaneten zu verbessern und entdecken mitunter sogar selbst bislang unbekannte Asteroiden.
Kleinplaneten auffinden
Meine Beobachtungstipps halten umfassende Informationen über Asteroide bereit. Dort erfahren Sie unter anderem, wie Sie einen gewünschten Kleinplaneten am Himmel auffinden.
Positionsbestimmung mit der Kamera
Kleinplaneten bewegen sich recht rasch zwischen den Fixsternen weiter. Fertigt man möglichst genaue Positionsbestimmungen an, muss daher unbedingt auch der Zeitpunkt der Aufnahme auf wenige Sekunden genau erfasst werden.Eigene Positionsbestimmungen an Kleinplaneten lassen sich mit dem Minor Planet & Comet Ephemeris Service prüfen. Dieser online-Ephemeridengenerator (Kurzanleitung hier) wird vom Minor Planet Center (MPC) der IAU betrieben. Am besten, man lässt sich eine Ephemeride im Minutenintervall ausgeben und sucht sich dann die entsprechende Zeile heraus.Hier nochmals das schon an anderer Stelle genannte Beispiel:Astrometriert wird der Kleinplanet Julia aus einem einzigen jpg-Foto, geschossen mit 2.000 mm Brennweite am 7.2.2019, 01:09:00 MEZ. Hier die Ergebnisse mit dem All Sky Plate Solver (ASPS) und mit PlateSolve (PS). Zum Vergleich die errechneten Daten (MPC):ASPS RA 8 44 23,57 DE +17 58 28,08PS RA 8 44 23,62 DE +17 58 28,5MPC RA 8 44 23,5 DE +17 58 28
Raumbahn aus mindestens drei Messungen
Um die Bahnelemente eines Kleinplaneten im Raum zu bestimmen, braucht man in der Regel drei Positionsmessungen zu unterschiedlichen Terminen. Liegen mehr als drei Koordinatenmessungen vor, lässt sich das Ergebnis noch verbessern.
In diesem Beispiel habe ich die Koordinaten der Vesta mit dem All Sky Plate Solver an drei Terminen ermittelt (Zeiten UTC; J2000):
2024.01.04 23:36:15 05:41:33,44 +21:09:28,6
2024.01.27 21:57:53 05:25:00,95 +22:07:16,6
2024.02.05 23:27:02 05:22:52,14 +22:30:05,6
Die Verarbeitung mit dem Programm MPO2017 bzw. dem ORB_DET von HNSKY sollte nun die Bahnelemente liefern:
Berechnet Berechnet Offizielmit MPO mit ORB_DET laut MPCMean Anom: 203,89158Arg. Per: 153,73684 158,19 151.67930Asc. Node: 103,68154 103,6649 103.70848Orb. Inc: 7,15990 7,1702 7.14364Orb. Ecc: 0,090441 0,091324 0.0898160Per. Dist. 2,137810 2.1490629SM Axis: 2,35920 2,433351 2.36113
Im Jänner und Februar 2024 habe ich außerdem noch drei Örter der Astraea astrometrisch ermittelt. Hier der resultierende Orbit:
Berechnet Berechnet Offiziellmit MPO mit ORB_DET laut MPCMean Anom: 337,86531Arg. Per: 359.1261 359,13912 359.13666Asc. Node: 141.4879 141,48668 141.46909Orb. Inc: 5.3559 5,35616 5.35867Orb. Ecc: 0.186190 0,186082 0.1874390Per. Dist. 2.093578 2.0938769SM Axis: 2.572564 2,57227 2.5768860
Astrometrica
Die Software Astrometrica der Oberösterreichers Herbert Raab wird weltweit von vielen Amateuren zur Astrometrie von Kleinplaneten eingesetzt. Es ist für solche Zwecke wohl die allererste Wahl. Auch Kleinplaneten-Entdecker arbeiten damit.