Der Batteriegriff (den man jetzt besser Akku-Griff nennen sollte)
Alte Hasen werden sich erinnern: Früher waren in solchen Kamerauntersätzen Batterien und ein Motor eingebaut, der den Film weitertransportierte. Das beschleunigte den Filmtransport.
Bei elektrisch fernausgelösten analogen Kameras wurde so das Fotografieren ganz ohne menschgemachte Erschütterungen möglich. Und - ganz nebenbei - sah man mit so einem Ding an der Kamera auch gleich viel professioneller aus.
Zeitenwende
Im digitalen Zeitalter sind Batterien (zumindest im Deutschen) den Akkus gewichen, und einen Motor braucht die DSLR in keiner Sprache mehr. Sofern man die Akkuklappe an ihrer Unterseite entfernt, lässt sich ein aufs Kameramodell abgestimmter Batteriegriff dennoch ins DSLR-Gehäuse einführen.
Sein irreführender Name stammt aus der anlogen Zeit, als man noch Batterien in den Griff einlegte. Heute sollte man besser von einem Akku-Griff sprechen.

Die Mehrzahl seiner elektrischen Kontakte dient der Übertragung verschiedener Steuerbefehle. Denn auf dem Akku-Griff findet man ein Einstellrad sowie Knöpfe für die Belichtungskorrektur, fürs Speichern der Belichtungszeit, für die Vergrößerung am Display oder zum Auslösen der Kamera.
Himmlische Porträtaufnahmen
Die Verdoppelung dieser Bedienelemente soll beim Fotografieren im Hochformat helfen. Dieses Format ist bei Porträtaufnahmen beliebt, zumal das menschliche Gesicht selten breiter ist als hoch.
Natürlich haben es auch Amateurastronomen mit himmlischen Schönheiten wie der Venus, der Andromeda oder der Berenike (oder wenigstens deren Haar) zu tun - dennoch verzichten sie meist aufs Hochformat: Hochformatige Bilder lassen sich nur bedingt auf PC-Monitoren präsentieren.
Mag sein, ein Akku-Griff erleichtert auch das Halten der Cam: Doch in der Astronomie sind Belichtungszeiten im Sekunden- oder Minutenbereich die Regel. Aus der Hand wird da sehr wenig fotografiert.
Spannung aus dem Griff
Bleibt die Stromversorgung. Am Teleskop montiert, würde ein Akku-Griff an der Kamera eher als unnötige Last wirken. Nach Möglichkeit tauscht man den Kamera-Akku hier lieber gegen einen Akku-Dummy: Er gewährleistet die Versorgung über eine externe Stromquelle.
Beim mobilen Einsatz, vor allem beim Fotografieren ohne Teleskop, kommt man meist mit einem frisch geladenen Akku in der Cam und einem Reserve-Akku in der Tasche aus. Ein Akku-Griff scheint auch hier entbehrlich.
Zwei Spezialszenarien
Anders sieht die Sache aus, wenn die Kamera unbeaufsichtigt lange Belichtungsserien abarbeiten soll - wie bei der Meteorfotografie.

Da hält sie mit einem solchen Griff, in den vorweg gleich zwei Akkus eingelegt wurden, länger durch. Wie ich vermute, sollten es zwei möglichst gleichartige Akkus sein - also vom gleichen Hersteller, von gleichem Alter und in gleichem Ladezustand. Denn mangels Elektronik liefern die Akkus ihren Strom nicht nacheinander, sondern gleichzeitig im Parallelbetrieb ab.
Der Griff funktioniert aber auch, wenn bloß ein einziger Akku eingelegt ist. Gut so! Es gibt nämlich Fälle, in denen die Kamera keinesfalls bewegt werden darf - was beim normalen Akkuwechsel geschehen würde. Denn um an das Akkufach an ihrer Unterseite zu gelangen, müsste man sie ja erst vom Stativ abschrauben.
Auch hier hilft der Akku-Griff: Seine Lade wird seitlich heraus gezogen. Die Kamera verbleibt somit selbst beim Akkuwechsel auf dem Stativ. Will man z.B. das Bewegungsspiel des Polarlichts in einem Video einfangen, braucht es viele hundert Einzelfotos. Ein erzwungenes Abmontieren der Kamera zum Akkuwechsel würde eine solche Serie vorzeitig beenden.
Aus der Zeit gefallen?
Ich habe meinen Akku-Griff im Jahr 2020 für die EOS 550D erworben. Er passt aber auch an die sehr bauähnliche 650D und die 700Da. Notwendig ist das Teil nicht - außer man hat es mit den geschilderten Spezialszenarien zu tun. Ansonsten wirkt es ein wenig wie aus der Zeit gefallen.
Ein Detail gilt es noch zu erwähnen: So mancher Hobbyfotograf sucht vielleicht noch immer nach der Akkufachklappe an der Unterseite seiner DSLR, die er zum Anbringen des Griffs einmal abmontiert hatte. Man sollte sie sehr sicher verwahren.
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