Troubleshooting: Teleskop - Dr. Christian Pinter - Fototipps

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Teleskop
  • Die Form von Fernrohrspiegeln ist temperaturabhängig. Schmidt-Cassegrains (SCs), aber auch Maksutov-  und Newton-Teleskope müssen daher vor dem Einsatz an die Außentemperatur angepasst werden. Die Adaptionszeit hängt von der Bauweise und dem Temperaturunterschied ab. Ich stelle mein SC gern eineinhalb bis zwei Stunden vor dem Fotografieren auf den Balkon. Bei Linsenteleskopen tritt dieses Problem meiner Erinnerung nach nicht auf.  

  • Teleskope und andere Geräte verhalten sich bei stark gesunkener Batteriespannung mitunter seltsam. Auch der Spannungswahlschalter am Netzgerät könnte verstellt sein. Aber Vorsicht vor zu hoher Spannung!

  • Mitunter besitzen Netzteile mit unterschiedlicher Spannung die gleichen Stecker. Achten Sie dann unbedingt darauf, Netzteile nicht zu verwechseln! Ich habe da schon einmal bittere Erfahrungen gemacht, als ich meinen Meade Wireless Server versehentlich mit dem Netzteil eines TP-Link-Modems verbunden habe. Am besten: sofort Punkte von jeweils gleicher Farbe auf Stecker und Buchsen kleben!

  • Bleibt das Bild arm an Details, oder scheint das Scharfstellen unmöglich zu sein, überprüfen Sie die Kollimation Ihres Spiegelteleskops. Möglicherweise ist auch das Seeing unerwartet schlecht, die Luft also zu unruhig.

  • Wenn Sterne auf Fotos zu Strichen werden: Striche in Ost-West-Richtung ("links-rechts") deuten eventuell eine fehlerhafte Fernrohrnachführung an. Striche in Nord-Süd-Richtung ("oben-unten") können vom schwingenden Kameraspiegel stammen (daher: Spiegelvorauslösung einsetzen). Striche quer zu den genannten Richtungen mögen auf eine ungenaue Teleskopaufstellung ("Alignment") hinweisen.

  • Falls Sie etwas öffnen - Getriebe, Montierungsarme - oder interne Verbindungskabeln abstecken müssen, machen Sie vor jedem einzelnen Arbeitsschritt ein Foto des Objekts. Tun Sie am besten so, als müssten Sie die Reparatur ganz genau für andere dokumentieren. Mit diesen Aufnahmen fällt es später leichter, alles wieder richtig zusammenzusetzen: Sogar eine dämliche Beilagscheibe kann zum Problem werden, wenn man nicht mehr weiß, wo genau sie hingehört.

  • Bei Meade-SC-Teleskopen ohne Spiegelarretierung beenden Sie das Fokussieren am besten mit einem letzten Dreh gegen den Uhrzeigersinn. Sonst kippt der Spiegel noch leichter.

  • Weist das Teleskop stets um z.B. 15 Grad zu weit nach Ost oder West, überprüfen Sie bitte folgende Eingaben: Datum, Uhrzeit, Normalzeit/Sommerzeit-Einstellung. Wenn das nichts hilft, überprüfen Sie den eingegebenen Beobachtungsort: geografische Länge, Breite und - wichtig - die hier hinterlegte Zeitzone (in Österreich +1). Werte können sich verstellen, wenn das Teleskop mit einer PC-Software gesteuert wurde.

  • Goto-Teleskope erfordern nach dem Aufstellen ein Alignment, das man mit einem oder - besser - mit zwei Sternen durchführt. Die Alignment-Sterne sollten so weit wie möglich von einander abstehen. Sonst projiziert sich eine kleine Ungenauigkeit später über größere Distanzen am Himmel.

  • Goto-Teleskope berücksichtigen meines Wissen nicht die astronomische Refraktion mit. Sie hebt Sterne am Himmelszelt etwas nach oben und beträgt am Horizont sogar ein halbes Grad. Für das Alignment sollte man sehr tief stehende Sterne daher meiden.

  • Das Alignment mit zwei bekannten Sternen ist simpel, sofern man wenigstens die Nordrichtung weiß. Verwechslungsgefahr besteht allerdings im Adler: Möglicherweise hat man gerade nur den hellen Stern Gamma im engen Sucherfeld und hält ihn irrigerweise für den Hauptstern Alpha (Altair). Der Abstand beträgt zwar bloß 2 Grad, verschlechtert das Alignment aber stark.

  • Der Rubberband-Effekt: Wenn Sie das Objekt mit der Handbox fein positionieren, rutscht es gleich wieder in die Ausgangsposition zurück. So, als wäre es mit einem Gummiband befestigt. Mein LX90 leidet darunter. Lästig ist das besonders beim Planetenfilmen. Reset und Trainieren des Antriebs in beiden Achsen können helfen. In meinem Fall wird das Problem bei 2-Stern-Alignment deutlich schlimmer (Alt/Az-Modus). Ich fahre daher beim Planetenfilmen von der Homeposition des Teleskops (0 Grad Nord, 0 Grad Höhe) sofort den Planeten mit GOTO an, löse dann die beiden Klemmen (RA, DE) und stelle den Tubus händisch exakt aufs Objekt ein. Dann ziehe ich die Klemmen wieder zu. Das Ergebnis ist ein reduzierter Rubberband-Effekt.

  • Der Objektivdeckel des Teleskops kann - wie z.B. beim Meade LX90 - Licht einlassen, was bei den Darks für Probleme sorgt: Diese Kalibrierungsfotos schießt man ja mit aufgesetztem Deckel. Abhilfe: Zusätzlich ein schwarzes Tuch über den Deckel legen oder spannen. Andere Quellen für unerwünschtes Licht auf den Fotos: Lichteinfall durch den Kamerasucher und Licht vom Kameradisplay.

  • Nachbarn beschweren sich, weil das Teleskop bzw. die Kamera zu laut im nächtlichen Betrieb ist: Die Teleskopmotore müssen sowohl extrem langsam nachführen als auch rasch schwenken können. Manche GOTO-Teleskope klingen beim Schwenk daher wie Kaffeemühlen. Oft lässt sich via Handbox wenigstens die maximale Geschwindigkeit bei Schwenks begrenzen - was den Lärm reduziert. Auch den piepsenden Quittierungston sollte man deaktivieren. Der lässt sich auch bei Kameras abschalten. Gegen das Spiegelgeklappere von DSLRs lässt sich wenig tun: Man kann diese höchstens in den Videomodus schalten oder Cams ohne Spiegel wie z.B. CCD-Cams einsetzen.


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